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Hexenraub in Westerham—Paranormale Untersuchungsbehörde 11 (E-book)
Hexenraub in Westerham—Paranormale Untersuchungsbehörde 11 (E-book)
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⭐⭐⭐⭐⭐"Die Story der australischen Neu Hexe geht weiter, mit
altbekanntem Charme und pfiffiger Story. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung."-Voll Simone
Lily fühlt sich bei einer exklusiven Modenschau zwar etwas fehl am Platz, kann es aber trotzdem kaum erwarten, Wills Schwester Sarah über den Laufsteg schweben zu sehen. Lily und Will wollen etwas Zeit mit ihr verbringen, während sie in der Stadt ist, aber als Schmuck in Millionenhöhe während der Show gestohlen wird und mit ihm auch Sarahs Freundin verschwindet, lösen sich ihre Pläne in einem Dunst aus teurem Parfüm auf.
Sarah weigert sich zu glauben, dass ihre Freundin den Diebstahl begangen haben könnte, aber Lilys magisches Talent beweist das Gegenteil. Da sie sich Sorgen um ihre Freundin macht und nach Antworten sucht, beschließt Sarah, der Angelegenheit selbst nachzugehen. Doch bald ist auch sie verschwunden, woraufhin Lily und Will in Panik geraten.
Will und Lily bitten Imani sowie den extravaganten Visagisten und Hexer Lavender, der mit Sarah befreundet ist, um Hilfe und bald führt ihre Suche sie nach Italien, Spanien und wieder zurück. Doch je mehr Zeit vergeht, desto düsterer wird die Lage. Wenn sie nicht bald Antworten finden, wird jemand sterben.
Und zu allem Überfluss gibt es auch noch eine neue Spur im Fall von Lilys verschwundenen Eltern. Diese Aufgabe ist gefährlich – sie wird unvorhersehbare Folgen haben und Lily daran zweifeln lassen, ob sie jemals Antworten finden werden.
Jepp, ein ganz normaler Tag in Westerham.
⭐⭐⭐⭐⭐ " Eine tolle Reihe. Spannend, kreativ, witzig, charmant. Absolut lesenswert."—SaSa
Main Tropes
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- Amateur sleuth
- Witches
- Quirky characters
- English village setting
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Nun, das ließ tief blicken. Das Model, das zu den Klängen von Harry Styles‘ ‚Adore You‘ über den Laufsteg stolzierte, trug ein grünes Pailletten-Top mit Spaghettiträgern und dem tiefsten Ausschnitt, den ich je gesehen habe. Das Oberteil klebte an der Innenseite ihrer Brüste und endete jeweils knapp über der Brustwarze. Ich hätte nie den Mut, so etwas zu tragen … nicht, dass ich mir jemals ein Designerstück leisten könnte. Obwohl, wenn ich wie ein Model aussehen würde, wäre ich vielleicht bereit, es zu tragen. Vielleicht aber auch nicht.
Als sie an uns vorbeiging und sich dem Ende des Laufstegs näherte, blieb ihr gefährlich hoher Absatz an etwas hängen. Sie kippte nach vorne und geriet ins Stolpern. Ich atmete hörbar ein. Sie tat alles, um sich auf den Beinen zu halten. Würde sie oder würde sie nicht …? Puh. Sie fing sich tatsächlich wieder, drehte sich um und kehrte über den Laufsteg zurück. Sie hatte nicht einmal an sich nach unten geschaut, was sie wirklich hätte tun sollen. Ich meine, war da nicht … nichts, wo eigentlich etwas hätte sein sollen? Das Oberteil, das gerade noch alles verdeckt hatte, war verrutscht und enthüllte beide Brustwarzen.
Wills Augen wurden immer größer. Als er zugestimmt hatte, die Londoner Modenschau zu besuchen, um seiner Schwester bei der Arbeit zuzusehen, hatte er bestimmt nicht damit gerechnet, so viel gezeigt zu bekommen. Allerdings wirkte er nicht wirklich enttäuscht. Ich drehte mich zu Beren um. Er schien auch nicht übermäßig enttäuscht zu sein. Auch wenn wir es ihnen nicht verdenken konnten, schüttelten Liv und ich den Kopf. Wenigstens war es nicht Sarah, Wills Schwester, gewesen, die sich so der ganzen Welt zeigte. Ich konnte nur vermuten, was Will in dieser Situation getan hätte, da wir unsere Magie nicht in der Öffentlichkeit einsetzen durften.
„Da kommt Sarah“, flüsterte Will.
Ich schaute wieder zum Laufsteg. Es war das erste Mal, dass ich sie bei der Arbeit sah. Ich wusste bereits, dass sie wunderschön war, aber wow. Ihr ein Meter fünfundsiebzig großer Körper wurde durch die nudefarbenen Plateau-Absätze noch um einiges länger. Sie trug ein rotes, halblanges Kleid mit tiefem Ausschnitt, der aber nicht so freizügig war wie der ihrer Vorgängerin. Die durchsichtigen Ärmel waren an den Enden gerafft, der Oberstoff war etwas länger als ihr Saum. Sie schenkte uns ein kokettes Lächeln, als sie an uns vorbeistolzierte. Ich seufzte. Bei den Models mit ihren langen Beinen sah alles immer so schön und elegant aus. Es war, als ob sie von einem anderen Planeten kämen. Ich wusste, dass ich mit mir selbst zufrieden sein sollte, denn mit meinem Aussehen war alles in Ordnung und mein Körper funktionierte einwandfrei, aber ich seufzte trotzdem. Es wäre schön, sich fünf Minuten lang umwerfend zu fühlen, diejenige zu sein, die von allen mit großen Augen bewundert wurde, wenn sie einen Raum betrat. Nun ja, man konnte nicht alles haben. Es war an der Zeit, sich damit abzufinden.
Zwei weitere Models liefen vorbei und als das letzte Mannequin das Ende des Laufstegs erreichte, ging das Licht aus. Komplett. Das war ziemlich mutig von den Designern. Was, wenn eines ihrer Models von der Bühne fallen würde?
Die Musik lief weiter. Okay, das war seltsam. War das vielleicht ein Statement der Designerin? Ja, ähm, nein. Als ob sich jemand so viel Mühe geben würde, um dem Ganzen etwas mehr Drama zu verleihen. Obwohl die Leute wahrscheinlich schon seltsamere Dinge getan haben, um etwas zu verkaufen.
Schließlich verstummte die Musik. Eine Frauenstimme ertönte über das Mikrofon und sagte mit einem vornehmen britischen Akzent, als ob nichts Ungewöhnliches vor sich ginge: „Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten vielmals um Entschuldigung. Bleiben Sie bitte auf Ihren Plätzen sitzen, wir werden das Problem sofort beheben.“
Um uns herum leuchteten Handy-Taschenlampen auf. Die Menschen konnten es offensichtlich kaum eine Minute ohne Beleuchtung aushalten. Einige von ihnen schrieben eine Nachricht oder posteten vielleicht etwas in den sozialen Medien. Vermutlich passierte kaum etwas Schlimmes, wenn man reich war und immer von einer Modenschau zur nächsten Party eilte, weshalb das hier für sie eine richtig schlimme Erfahrung war. Ich musste grinsen.
Es gab ein wenig Gemurmel, aber die Dunkelheit schien den Wunsch der Leute zu dämpfen, laut zu sprechen.
Will flüsterte: „Was ist so lustig?“
„Das erzähle ich dir später.“
„Ähm, okay.“ Sein Tonfall bedeutete, dass er verstanden hatte. Und das, liebe Leute, war der Grund, warum wir noch zusammen waren. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Ich lächelte, während Liebe und Zuneigung meine Brust erfüllten. Seine Hand tastete nach meiner und wir verschränkten die Finger ineinander.
Während der Modenschau hatte ich von vielen verschiedenen Leuten magische Schwingungen empfangen – offensichtlich gab es einige Hexen, die in dieser Branche arbeiteten –, aber nun spürte ich den Stich einer starken Magie am Hinterkopf. Ich rieb mir die Kopfhaut. So etwas war vorher noch nie passiert. War ich noch empfindlicher für Magie geworden? Genau das, was ich jetzt brauchte – noch etwas, das mir Kopfschmerzen bereiten könnte.
Das Gemurmel wurde lauter. Zwei Leute beschwerten sich und drohten zu gehen. Die Lichter flackerten und gingen wieder an. Die beiden Besucher, die gerade gehen wollten, setzten sich wieder hin.
Ein schriller Schrei kam aus dem Bereich hinter der Bühne. Will und Beren sprangen auf, bahnten sich ihren Weg durch die zwei Reihen vor uns und rannten hinter die Bühne. Einmal Agent, immer Agent.
„Gehört das zur Show?“, fragte jemand aus der Reihe vor uns.
„Keine Ahnung“, antwortete eine Frau. „Aber die beiden sehen wie Models aus. Also ja, vielleicht.“ Ich musste zustimmen – Beren und Will waren tatsächlich wunderschöne Männer. Liv und ich konnten uns wirklich glücklich schätzen, denn sie sahen nicht nur gut aus, sondern waren auch wunderbare Menschen.
Ich drehte mich zu Liv um und beugte mich über Berens Stuhl zu ihr, um sie leise zu fragen: „Sollen wir nachsehen, was los ist? Vielleicht brauchen sie unsere Hilfe.“
Sie schaute sich um, dann wieder zu mir. „Ähm, ich kann nicht wirklich etwas tun. Vielleicht solltest du allein nachsehen. Schick mir eine Nachricht, wenn ihr nicht zurückkommt.“
Ein großer, schlanker Mann in einem eleganten weißen Anzug trat durch den Vorhang auf die Bühne. Er hielt ein Mikrofon in der Hand, ging in die Mitte des Laufstegs und schaute sich im Raum um, bis alle still waren. „Wir bitten vielmals um Entschuldigung, aber wir müssen diese Veranstaltung leider etwas früher beenden. Bitte begeben Sie sich in das Foyer, wo wir Ihnen Sekt und Häppchen servieren werden. Wir bitten nochmals um Entschuldigung und danken Ihnen, dass Sie heute Abend zu Evelyns Show gekommen sind. Wir hoffen, Ihnen hat gefallen, was Sie gesehen haben. Guten Abend.“
Nun, da ging meine Chance dahin, um nachzusehen, ob sie Hilfe brauchten. Ich holte mein Handy aus der Tasche und schrieb Will eine Nachricht:
Ist alles in Ordnung? Braucht ihr noch lange?
Ich weiß nicht, wie lange wir noch brauchen. Es ist etwas passiert. Geh mit Liv nach unten.
Geht es allen gut?
Ich habe keine Zeit, um dir alles zu erklären. Geht einfach nach unten. Wir kommen so schnell wie möglich nach.
Ich verzog das Gesicht. Ich hasste Unwissenheit.
Ich starrte auf die Tür zum Backstage-Bereich und wäre so gern hindurchgegangen.
Mein Handy meldete eine weitere Nachricht. Denk nicht einmal darüber nach. Mir fiel die Kinnlade herunter. Woher wusste er das? Ich seufzte. Okay, er kannte mich also zu gut.
Ich verzog erneut das Gesicht. Okay, gut. Ich erklärte Liv die Situation.
„Glaubst du, dass jemand gestorben ist?“, fragte sie.
„Ich habe keine Ahnung.“ Ich schaute noch einmal zu den Vorhängen auf der Bühne und der Tür daneben. So verlockend es auch war, ich hatte Anweisungen erhalten und keine Lust, mich in Schwierigkeiten zu bringen. „Er sagte, dass sie bald wieder hier sein werden. Komm mit.“ Benehmen machte nicht annähernd so viel Spaß, wie es sollte – wenn es so wäre, würden die Leute es viel öfter tun, und mit Leuten meinte ich mich.
Liv und ich warteten, bis sich die Menge in einem Dunst von allergieauslösendem Parfüm aufgelöst hatte, bevor wir nach draußen und die Treppe hinunter ins Erdgeschoss gingen. Im geräumigen Empfangsbereich servierten schwarz-weiß gekleidete Kellner Alkohol und teuer aussehendes Fingerfood von silbernen Tabletts. Wir hielten uns am Rand – all diese mit Botox behandelten, teuer gekleideten Menschen wirkten ziemlich einschüchternd. Ich war nur ein ganz normaler Mensch, was sie bestimmt schnell merken würden. Vielleicht sollte ich dringend an meinen Gedanken arbeiten. Wen kümmerte es, wenn sie auf mich herabsahen? Außerdem konnte ich zaubern, was die meisten von ihnen nicht konnten. Während ich so darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich mir auch schöne Stoffe und meine eigenen Designerklamotten herbeizaubern könnte, falls ich mir wirklich solche Sorgen darum machte. Doch um ehrlich zu sein, hatte ich einfach keine Lust dazu. Da hatte ich meine Antwort und musste über mich selbst lachen.
„Was ist denn so lustig?“, wollte Liv wissen und steckte sich ein Horsd‘oeuvre in den Mund.
Ich schnappte mir ebenfalls eins von dem angebotenen Tablett. „Ich habe nur gerade erkannt, wie dumm ich bin. Also nichts Neues“, meinte ich lachend.
„Nun, dann ist ja alles klar“, antwortete sie grinsend. „Ich wünschte, ich wüsste, was da oben vor sich geht. Was, wenn es gefährlich ist?“
„Ich kann nichts Ungewöhnliches spüren. Außerdem, wenn es gefährlich wäre, hätte Will mir gesagt, dass ich dich so schnell wie möglich von hier wegbringen soll.“
„Stimmt.“
Eine ältere Frau, deren weißes Haar zurückgekämmt war und an deren Ohren vermutlich Diamantohrringe glitzerten, verstummte abrupt. Sie schlug sich die Hand auf den Mund, ihre Augen wurden groß. Dann wirbelte sie panisch herum und eilte davon, kam aber keine drei Meter weit, bevor sie sich übergab. Platsch! Platsch! Durch den Aufprall auf den Holzboden wurden Spritzer hochgeschleudert und beschmutzten die schwarze Hose eines Mannes. Ich zuckte zusammen und hielt mir selbst die Hand vor den Mund.
Igitt.
Ein Mann eilte herbei, um ihr zu helfen. Auf der anderen Seite des Raumes übergab sich ein junger Mann aus reinem Mitgefühl über die Vorderseite des grünen Kleides seiner Begleiterin. Ein großer Brocken traf sie am Mund. Oh, mein Gott. Die Trägerin des besagten Kleides, eine rothaarige junge Frau, riss die Augen weit auf und revanchierte sich, indem sie auf sein Hemd kotzte. Liv und ich hielten uns die Hände vor den Mund und sahen entsetzt zu, wie der Dominoeffekt weiterging. Oh Gott, drei weitere Leute erbrachen ihr Fingerfood und ihre Getränke – und wahrscheinlich auch das, was sie heute zu Mittag gegessen hatten – auf den Boden und ekelerregenderweise auch auf die Leute um sie herum.
Ich kniff die Nase wegen dem fauligen Geruch zu, sonst würde ich es ihnen bald gleichtun. War das hier nur ein Raum voller Menschen mit schwachem Magen oder war das Essen vergiftet? Ich packte Liv am Arm und zog sie zur Eingangshalle und durch die automatische Eingangstür hinaus. Es konnte nichts Gutes bringen, dortzubleiben, und ich wollte nicht der nächste Dominostein sein, der fiel.
Sobald wir an der kalten, aber frischen Luft waren, nahm ich die Hand vom Gesicht. „Wie viel hast du gegessen?“, fragte ich Liv.
„Ein Hors d'oeuvre. Was ist mit dir?“
„Auch eins.“ Wir starrten uns an und warteten auf verräterische Anzeichen für ein bevorstehendes magenbedingtes Unheil, während der Londoner Verkehr vorbeirauschte. „Vielleicht war eine Sendung schlecht und wir hatten das Glück, sie nicht zu erwischen?“
„Ich möchte den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich denke, du könntest recht haben.“
Mein Telefon klingelte. Will. „Lily, wir brauchen hier oben noch ein bisschen länger. Könnt ihr zu Sarah kommen und bei ihr bleiben?“
„Das klingt nicht gut.“
„Ist es auch nicht. Geht einfach wieder die Treppe hoch und durch die Tür, durch die ich vorhin gegangen bin.“
„Okay. Wir sind gleich da.“
Liv starrte mich an. „Was ist passiert?“
„Ich bin mir nicht sicher. Er möchte, dass wir nach oben gehen und bei Sarah bleiben.“ Sarah wollte nach der Show ein paar Tage in der Stadt bleiben und solange bei uns wohnen, damit wir ihre Zeit hier optimal nutzen konnten.
„Okay, gehen wir.“
Wir hielten uns Mund und Nase zu, als wir das Vomitorium betraten, und damit meine ich nicht das im römischen Amphitheater. Auf der Straße heulten Sirenen – jemand musste den Notarzt gerufen haben. Mir taten die Sanitäter leid. Hoffentlich hatten sie Gesichtsmasken dabei.
Ich eilte zur Treppe und vermied es, auf das Chaos zu schauen, Liv war direkt hinter mir. Das Stöhnen und die Rufe nach mehr Eimern und Wischern reichten aus, damit sich mir der Magen umdrehte. Ich nahm zwei Stufen auf einmal. Wer musste schon elegant sein? Ich bestimmt nicht.
Wir eilten zurück in den Veranstaltungssaal. Ich bahnte mir einen Weg durch die Stühle und lief zur geschlossenen Tür. Die Ruhe im Bühnenbereich bereitete mich nicht auf das vor, was auf der anderen Seite lag.
Kaum hatte ich die Tür geöffnet, brach eine Flutwelle von lebhaftem Geplapper und Geschrei über mich herein. Models, Designer und Visagisten drängten sich im Raum.
„Wo ist der Patient?“ Ich drehte mich um. Zwei Sanitäter standen dort. Eine junge, zierliche blonde Frau trug eine Tasche. „Ich fragte, wo ist der Patient?“ Ihr grimmiger Gesichtsausdruck zeugte von der Notwendigkeit, schnell dorthin zu gelangen.
Ich schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich weiß es nicht. Ich bin gerade erst angekommen. Ich würde sagen, da lang.“ Ich starrte auf die Menschenmenge.
Die blonde Frau und ihr Kollege mittleren Alters schritten zielstrebig in die Menge. Ich hob die Augenbrauen. „Will hat nicht gesagt, dass jemand schwer verletzt wurde. Vielleicht ist jemand in der Dunkelheit gestolpert?“
Liv zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht mehr als du.“
Zwei weitere Sanitäter und vier Polizeibeamte kamen hinzu. Bevor sie fragen konnten, sagte ich: „Da lang.“
„Danke“, sagte ein groß gewachsener Mann in meinem Alter, bevor er und sein Kollege sich durch die beeindruckende Menge von Models und Hilfskräften drängten. Einige von ihnen reckten die Hälse, um besser sehen zu können, was auf der anderen Seite des Raumes vor sich ging. Andere winkten eifrig und runzelten die Stirn, während sie sich unterhielten.
„Wie zum Teufel sollen wir da durch kommen?“, fragte ich Liv.
„Vielleicht sollten wir Will eine Nachricht schreiben und ihn bitten, Sarah zu uns zu schicken.“
„Oh, gute Idee. Manchmal bin ich wirklich nicht sehr helle.“ Ich schrieb ihm eine Nachricht.
Er antwortete sofort. Sarah wird gerade von den Sanitätern untersucht. Es sollte ihr bald wieder besser gehen.
Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich las Liv die Nachricht vor und sah dann zu ihr auf. „Hätte er diese Kleinigkeit nicht schon früher erwähnen können? Ernsthaft? Und wie gut ist besser?“
Liv senkte die Stimme, obwohl das wahrscheinlich nicht nötig war, weil so viel Lärm um uns herum herrschte, dass niemand sie gehört hätte. „Beren konnte sie bestimmt heilen.“
Hm. „Wenn sie während eines Verbrechens verletzt wurde, wollten sie vielleicht einen Nachweis über ihre Verletzungen haben.“
„Stimmt.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Und was sollen wir jetzt tun?“
„Warten, schätze ich.“ Ich schaute mich um und entdeckte ein paar Stühle neben einem Tisch. Ein ganzes Arsenal von Schminkutensilien lag in einem Kasten, der mich an eine Angelkiste erinnerte. Wir nahmen zwei Stühle und warteten. Zwei weitere Teams von Sanitätern eilten herbei. Was zum Teufel war nur passiert? Meine andere Frage war: Warum hatte Will uns hierher gerufen, wenn Sarah gar nicht zu uns kommen konnte? Ich hätte mir Sorgen um ihre Gesundheit gemacht, aber Beren war hier, und Will hätte sie auf keinen Fall auf die Heilung warten lassen, wenn es lebensbedrohlich war. Schließlich teilte sich die Menge und sie schritt hindurch, Will und Beren an ihrer Seite.
Sie trug inzwischen einen smaragdgrünen Pullover und eine blaue Jeans. Ihr Kopf war mit einem Verband umwickelt. Verdammt. Ich sprang auf und kam ihnen auf halbem Weg entgegen. „Oh mein Gott. Was ist passiert?“
Beren blieb stehen. „Warte kurz, Lily.“ Er drehte sich zu Sarah um und deutete auf die Stühle, auf denen Liv und ich zuvor gesessen hatten. „Setz dich einen Moment hin, und ich werde du weißt schon was tun.“
Sie nickte, zuckte zusammen und stöhnte. „Das war eine schlechte Idee.“ Mit Wills Hilfe ging sie langsam weiter und setzte sich. Beren beugte sich zu ihr nach unten und legte vorsichtig die Hände auf beide Seiten ihres Kopfes. In den nächsten Minuten wärmte seine Magie meine Kopfhaut. Als er die Hände sinken ließ, verschwand das Gefühl.
Er lächelte. „Wie fühlt es sich an?“
Sie saß still da, dann nickte sie und schüttelte prüfend den Kopf. „Alles gut. Danke, B. Du bist der Beste.“
Beren grinste. „Ja, ich weiß.“ Liv und ich verdrehten die Augen. „Wie auch immer, wir lassen den Verband erst einmal dran. Ich will nicht, dass sich jemand über deine schnelle Genesung wundert.“
Liv lachte leise. „Gib ihm bitte kein Futter, Sarah. Ich muss mit seinem großen Selbstbewusstsein leben.“
Sarah stand auf. „Ups, sorry. Ich hätte es besser wissen müssen. Wenn er so ist wie mein Bruder …“ Sie grinste Will an.
„Hey, man muss die Dinge manchmal beim Namen nennen, und B und ich sind einfach fantastisch. Das lässt sich nicht leugnen.“
Ich sah Sarah an. „Was ist los?“
Sie blinzelte, ihre Augen glitzerten. Waren das Tränen? „Eine meiner besten Freundinnen ist verschwunden. In dem ganzen Trubel ist sie einfach … verschwunden.“ Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, als die Sanitäter eine Frau auf einer Bahre vorbeirollten. Sie war etwa fünfundvierzig Jahre alt und hatte ein unauffälliges Gesicht. Definitiv kein Model. Nachdem sie vorbei gefahren waren, rollte eine weitere Bahre mit einem Model herbei – eine Blondine in einem tief ausgeschnittenen, grünen Hosenanzug, der an die Siebzigerjahre erinnerte. Auch ihr Kopf war verbunden. Als sie an uns vorbei kam, winkte sie Sarah matt zu.
„Du siehst immer noch fabelhaft aus, Olga“, meinte Sarah und zwang sich zu einem Lächeln. Ich kannte sie gut genug, um ihren Versuch, glücklich zu wirken, zu durchschauen.
Sie schenkte uns ein schwaches Lächeln, als sie mit starkem russischen Akzent antwortete: „Danke, Darling.“ Sie wurde durch die Tür gerollt und weg war sie.
„Ich dachte, B und ich müssten länger bleiben, aber wir haben bereits alles, was wir brauchen. Gehen wir“, meinte Will. „Da steckt mehr dahinter, und ich muss Ma’am auf den neuesten Stand bringen. Kommt mit.“
Hm, natürlich steckte mehr dahinter. Wann tat es das nicht? Ich benutzte mein zweites Sehvermögen, um festzustellen, ob unter den Anwesenden Hexen waren, und entdeckte zwei unter den Models und vier unter den anderen Personen, darunter auch ein Polizist. Interessant. Ich wusste zwar, dass es bei der Polizei einige Hexen gab, war aber bisher noch keiner begegnet. Wahrscheinlich musste ein Insider die PUB informieren, wenn er glaubte, dass bei einem Verbrechen Magie eingesetzt worden war, auch wenn wir unsere auf Geheimhaltung eingeschworenen Nicht-Hexen-Verbündeten hatten.
Wir drehten uns alle zur Tür um, als hinter uns eine sinnliche, reife Frauenstimme erklang. „Wartet auf mich, meine Lieben.“
Die Frau war eine normale Nicht-Hexe, obwohl an ihr – abgesehen von ihren fehlenden magischen Fähigkeiten – eigentlich nichts normal war. Sie war voller Filler und wahrscheinlich auch Botox und wer weiß, was noch alles, denn ich konnte nicht sagen, wie alt sie war. War sie fünfunddreißig oder fünfundsechzig? Einzig ihr faltiger Hals verriet ihr Alter. Sie hatte dichte falsche Wimpern, pinkfarbene Lider und eine schlanke Figur, die durch fünfzehn Zentimeter hohe Absätze noch dünner wirkte. Dazu trug sie eine hautenge silberne Paillettenjeans und ein pinkfarbenes langärmeliges Top mit Engelsärmeln, wie es Sarah während der Show getragen hatte. „Wohin geht ihr mit meinem Lieblingsmodel?“
Will drängte sich an die Spitze unserer Gruppe und streckte die Hand aus. „Ich bin Will, Sarahs Bruder. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Mrs …“
„Evelyn Taylor. Ich bin die Designerin. Die Freude ist ganz meinerseits, Will.“ Sie schüttelte seine Hand und klimperte mit den Wimpern. Sie hätte schüchtern zu ihm hochgeschaut, aber dafür war sie zu groß, und mit diesen Schuhen war sie größer als er. Ich würde wetten, dass sie früher auch Model gewesen war. Ihre anmutigen Bewegungen waren trotz der Extravaganz offensichtlich. „Wie kommt es, dass Sie nicht an der Seite Ihrer Schwester arbeiten? Ich könnte einen Mann wie Sie gebrauchen … in meinen Shows.“ Sie taxierte ihn von oben bis unten.
Ich kniff die Augen zusammen, aber da ich Sarah nicht in Verlegenheit bringen wollte, gab ich mein Bestes, sie wieder zu öffnen, was zu einem seltsamen Zwei-Augen-Zwinkern führte. Liv starrte mich an, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Ihr Kopfschütteln war so unauffällig, dass ich es fast nicht bemerkt hätte.
Will schenkte der Frau sein schönstes Lächeln, wobei seine Grübchen aufblitzten. „Ich überlasse Sarah das Modeln. Schließlich will ich sie nicht bloßstellen“, meinte er mit einem Augenzwinkern.
Evelyn kicherte und ich verdrehte trotz meiner besten Absichten die Augen. Okay, ich hatte nicht wirklich die Absicht, mich irgendwie zurückzuhalten. Liv presste die Lippen zusammen und versuchte, nicht zu grinsen. Dann wandte sich Evelyn an Sarah. „Im Ernst, meine Hübsche, ich will wissen, ob es dir gut geht. Du hast einen schrecklichen Schlag auf den Kopf bekommen. Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
Sarah nickte und zuckte zusammen. Eine beeindruckende schauspielerische Leistung. „Ich habe Will und seine Freundin Lily, die sich um mich kümmern. Ich komme schon klar.“ Sie sah erst mich an, dann Will. „Ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen und mich schon so darauf gefreut, sie wiederzusehen.“ Wie nett von ihr, das zu sagen.
Evelyn warf mir einen Seitenblick zu, bevor sie lächelte und mich damit als keine Konkurrenz abtat. „In Ordnung, aber sag mir Bescheid, wenn du etwas brauchst. Kannst du an der Schweizer Show übernächste Woche teilnehmen? Mir fehlen schon zwei Models“, schmollte sie.
„Bis dahin bin ich wieder fit. Versprochen.“
Evelyn streckte die Arme aus. Sarah trat auf sie zu und umarmte sie kurz. Beide gaben sich einen Luftkuss auf die Wange und traten zurück. Evelyn wedelte Will mit dem Finger zu, als wir uns umdrehten und gingen. Zum Glück war er kein Model, das mit einer Gruppe wunderschöner Frauen durch die Welt reiste. Mir würde etwas fehlen, wenn ich ihn nicht bekommen hätte. Wer wollte schon eine normale Frau, wenn man eine haben konnte, die wie eine Göttin aussah? Oh Mann, Selbstzweifel waren wirklich ein hartes Los.
Will machte eine richtige Show daraus, als er Sarah die Treppe hinunter half. Im Erdgeschoss versuchte ein Team von Reinigungskräften mit Masken, das Erbrochene unter Kontrolle zu bringen. Schade, dass sie den Raum nicht einfach abspritzen konnten. Der Gestank war ekelhaft und ich tat mein Bestes, um das Chaos nicht noch zu verschlimmern, als mir mein Essen die Kehle hinaufkroch. Ich war nicht die Einzige, der sich die Hand vor den Mund hielt. Zwei Polizisten sprachen mit den wenigen Menschen, die nicht krank waren. Die Gesichter der Beamten verzogen sich vor Abscheu, als sie Fragen stellten. Die Leute, die sie befragten, schienen durch ihre Hände zu murmeln – viel Glück dabei, zu verstehen, was sie sagten. Ich musste grinsen, obwohl das nicht gerade passend war. Warum befragten sie sie nicht einfach draußen? Das Ganze war fast so lächerlich wie ein Monty-Python-Sketch.
Beren, der uns anführte, eilte zur Eingangstür und bald standen wir draußen in der kalten Nachtluft, wo der Regen den Fußweg befeuchtete. Als wir etwa einen Häuserblock entfernt waren, ging Sarah ganz normal weiter und nahm den Verband vom Kopf.
Ich konnte mich einfach nicht länger gedulden. „Was zum Teufel ist passiert? Warum erzählt ihr Liv und mir nichts?“
Will erschuf eine Blase der Stille. „Ich habe zwar Angelica benachrichtigt, aber noch ist es kein offizieller PUB-Fall. Wir haben am Tatort Magie gefunden, aber es gibt ein paar Hexen, die dort arbeiten, und ein paar Models. Es spricht nichts dagegen, dass die magischen Signaturen von Leuten stammen, die ihre Magie ganz normal einsetzen.“
Sarah runzelte die Stirn. „Meine Freundin ist keine Hexe. Sie konnte nicht einfach so verschwinden. Außerdem ist Schmuck im Wert von über einer Million Pfund verschwunden. Evelyn hat ihn für die Show ausgeliehen.“
„Wird sie nicht Ärger mit den Schmuckbesitzern bekommen? Sie sah nicht allzu beunruhigt aus.“ Das war zumindest mein Eindruck von ihrem Auftreten.
„Du kennst sie nicht, Lily. Normalerweise ist sie dreimal so lebhaft. Du hast ja keine Ahnung.“ Nun, das war beunruhigend. Wenn sie sich nicht zurückgehalten hätte, wäre sie dann vor allen Leuten über Will hergefallen?
„Wir haben uns bei einem der beiden Sicherheitsleute erkundigt, die zum Schutz der Juwelen angeheuert wurden“, meinte Will. „Und er sagte, es sei alles versichert, aber es würde eine starke Erhöhung der Prämien für die Firma bedeuten, die sie abgeschlossen hat … Vorausgesetzt, sie können überhaupt noch eine Versicherung abschließen. Dies ist bereits der zweite Diebstahl innerhalb von sechs Monaten, den sie ersetzen müssen.“
„Sind sie das eigentliche Ziel?“, fragte ich.
Wir hielten an, um die Straße zu überqueren, und Will drückte den Knopf. „Könnte sein. Auf jeden Fall ist es besser, wenn wir diese Diskussion mit Ma’am im Besprechungsraum führen.“
„Vergiss nicht den dummen Agent Chad Williamson der Dritte“, meinte Beren und verdrehte die Augen.
Will machte ein unbeeindrucktes Gesicht. „Ja, danke, dass du mich daran erinnerst.“
Chad, ein höchst inkompetenter Agent aus New York, war von den großen Bossen der PUB ins Amt berufen worden, und obwohl Ma’am sich im letzten Fall bewährt hatte, hatten sie beschlossen, ihn zu behalten. Zwei der im letzten Monat gestohlenen Artefakte waren nicht wiedergefunden worden, und das war einer der Vorwände für Ma’ams Bestrafung. Der wahre Grund war wahrscheinlich, dass einer der Direktoren einen persönlichen Rachefeldzug gegen sie führte. Politik war echt mies. Ich ignorierte den Schauer, der mich durchlief – solange Regula Pythonissam diese Artefakte nicht hatte, war alles in Ordnung. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit dem Kriminellen, der sie gestohlen hatte, in Verbindung trat, bevor wir ihn gefasst hatten? Hm, manchmal war es besser, keine Fragen zu stellen.
Wir erreichten das Auto und stiegen ein. Die Heimfahrt verlief ziemlich schweigsam, abgesehen von meinem Magen, der sich von der früheren Ekelhaftigkeit erholt hatte. „Ich habe Hunger.“
Will lachte leise. „Natürlich hast du das. Und sieh mal, da ist ein McDonald‘s. Wie praktisch.“
Ich grinste. „Das Universum hört auf meinen Magen. Können wir an den Drive-In fahren?“
„Ja, aber wenn du Spuren auf meinem Polster hinterlässt, wird das Konsequenzen haben.“
„Hm, das klingt gar nicht so schlecht. Vielleicht verschütte ich etwas auf den Spitz.“ Ich kläffte wie ein kleiner Spitz – ich hatte allerdings keine Ahnung, ob ein Spitz wirklich so bellte – und musste lachen, als ich mir vorstellte, wie jemand Essen über einen Spitz verschüttete.
Alle stöhnten auf. Ich konnte im Rückspiegel sehen, dass Sarah grinste. „Auf eine Sache kann man sich immer verlassen – auf deinen fragwürdigen Sinn für Humor.“
Ich drehte mich zu ihr um. „Es freut mich, wenn ich die Erwartungen erfülle. Gern geschehen.“
Wir trafen um halb zehn zu Hause ein und fanden Angelica in einem der Sessel vor dem Kamin im Wohnzimmer. Sie stand auf, um Sarah zu begrüßen, während wir anderen uns auf den Chesterfields niederließen. „Schön, dich zu sehen, meine Liebe.“ Angelica kam zu uns herüber und setzte sich neben Will, während Sarah auf dem Sessel neben Liv Platz nahm. „Worauf wartet ihr denn noch? Klärt mich auf.“
Will sah sie ernst an. „Willst du nicht in die Zentrale gehen?“ Er sprach es nicht laut aus, aber sie wusste auch so, was er meinte, da wir den Befehl hatten, wirklich alles mit Chad zu besprechen.
„Zuerst möchte ich alles hören. Ich bin nicht gern die Letzte, die etwas erfährt. Wissen ist Macht, und ich möchte Zeit haben, über alles nachzudenken, bevor wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Auf diese Weise können wir Chad in die Richtung lenken, in die wir ihn haben wollen. Ich fürchte, er ist mit unserer ursprünglichen Vereinbarung nicht zufrieden und bittet häufiger als sonst darum, an Tatorten zu erscheinen. Seine Vorschläge, wie wir die Dinge angehen sollen, bringen mich an die Grenzen meiner Geduld.“ Als ob es nicht schon schwer genug wäre, Verbrechen aufzuklären, machte er Ma’am nun auch noch zusätzlichen Stress. Ma’am schürzte die Lippen. Ihre Brust hob sich mit einem erschwerten Atemzug. Sie murmelte etwas und ihre Magie streifte meine Kopfhaut. Eine Tasse Tee erschien in ihren Händen. Sie trank einen Schluck, bevor sich ihre Schultern entspannten. Sie sah Will an. „Fang mit eurer Ankunft an. Lass nichts aus – manchmal steckt der Teufel im Detail. Und, Sarah, ich erwarte, dass du mir deine Erlebnisse ebenfalls schilderst.“
Sie nickten beide. Will antwortete als Erster. Er beschrieb, wie wir unsere Plätze eingenommen hatten, erzählte von der Modenschau und dem Moment, in dem die Lichter ausgegangen waren und wie er und Beren darauf reagiert hatten. „Hinter der Bühne herrschte das absolute Chaos. Vier Personen wurde auf den Kopf geschlagen, darunter auch Sarah. Alle anderen waren nur verwirrt und einige gerieten in Panik. Ich ging direkt zu Sarah, der von einem Visagisten und einem anderen Model geholfen wurde. Beren kümmerte sich um die anderen drei Opfer, von denen zwei völlig außer Gefecht gesetzt und immer noch bewusstlos waren. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass es Sarah gut ging und dass sie getroffen worden war, nachdem alle Lichter erloschen waren, suchte ich mit meinem zweiten Sehvermögen hastig die Umgebung ab und konnte mehrere magische Signaturen feststellen. Eine der bewusstlosen Personen war ein Wachmann. Sein Kollege war nicht getroffen worden. Er konnte daher bestätigen, welcher Schmuck entwendet worden war und dass dieser versichert war. Als ich ging, telefonierte er gerade mit den Besitzern der gestohlenen Gegenstände. Noch bedenklicher ist allerdings, dass ein Model verschwunden ist. Wir müssen davon ausgehen, dass sie am Raub beteiligt ist.“
„Nein.“ Sarah setzte sich aufrecht hin und schüttelte den Kopf. „Luisa ist keine Diebin. Sie ist ein erfolgreiches Model und verdient im Jahr eine sechsstellige Summe. Und sie ist eine meiner besten Freundinnen in diesem Zirkus.“ Sie verschränkte die Arme. „Das kann nicht sein. Wenn überhaupt, wurde sie entführt.“
Will warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. Wahrscheinlich hielt er sich für den Klügeren, und ja, er hatte viel Erfahrung mit Kriminellen, aber er war mit seiner vorgefassten Meinung herablassend. Wie enttäuschend. „Man kann einen anderen Menschen nie wirklich kennen, Schwesterherz. Weißt du noch, wie Onkel Patrick versucht hat, Dad mit diesem Aktienplan zu betrügen?“
Sie schnaubte nur. „Das ist nicht dasselbe. Wir sprechen hier von einem bekannten Model. In Italien, ihrem Heimatland, ist sie sogar berühmt. Sie wirkt in vielen internationalen Modekampagnen mit. Die Leute würden sie erkennen. Es wäre sehr schwer für sie, sich zu verstecken. Außerdem ist sie keine Hexe. Wer auch immer das getan hat, muss durch einen Durchgang hinein- und wieder hinausgegangen sein.“
„Warum? Weil wir keine Spur von ihr finden konnten? Die Lichter waren für zwei oder drei Minuten aus. Das ist genug Zeit, um mit der Beute zu entkommen.“
„Nein. Das kaufe ich dir nicht ab. Wie sollte sie denn all diese Menschen ausschalten? Außerdem würde sie mich niemals schlagen.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Woher willst du das wissen? Vielleicht hat sie es getan, um ihre Spuren zu verwischen, weil sie wusste, dass du sie verteidigen würdest. Fakt ist, dass sie verschwunden ist, genau wie der Schmuck. Bei mir kommt immer zwei heraus, wenn ich eins und eins zusammenzähle.“ Ich hatte den starken Drang, ihn zu korrigieren, aber ich wollte ihm nicht sagen, dass null und zwei auch zwei ergibt, da der Tag schon stressig genug gewesen war, ohne dass wir uns auch noch streiten mussten. „Bevor wir weiter darüber diskutieren, sollten wir die Überwachungskameras überprüfen, um zu sehen, ob sie etwas aufgezeichnet haben. Wenn sie gegangen ist, wird sie auf der Straße zu sehen sein.“
„Ich bleibe bei meiner Einschätzung von ihr. Warum grabt ihr nicht noch ein bisschen weiter, bevor ihr euch festlegt?“ Ihre Miene wurde weicher. „Bitte, Will. Ich bin nicht naiv. Ich weiß, dass Menschen manchmal aus Verzweiflung Dinge tun und dass manche Menschen gut darin sind, alle um sich herum zu täuschen, aber das trifft hier nicht zu. Kannst du nicht einfach meine Einschätzung ihres Charakters bei deinen Überlegungen berücksichtigen? Wenn du die Möglichkeit ausschließt, dass jemand anderes das getan hat, lässt du möglicherweise einen Verbrecher ungeschoren davonkommen.“
Will warf Angelica einen kurzen Blick zu, bevor er sagte: „Okay, aber wir können die Fakten nicht ignorieren, das ist alles, was ich sage. Du wärst nicht die Erste, die von einem Freund getäuscht wurde.“
„Vielleicht nicht, aber warten wir einfach ab. Du wirst schon sehen.“
Eine klassische Pattsituation. Ich hoffte um Sarahs willen, dass Will sich irrte. So sehr ich ihrer Einschätzung vertraute, konnte ich doch die offensichtliche Möglichkeit erkennen, dass ihre Freundin die Täterin war, vielleicht auch nur eine Komplizin, aber sie war wahrscheinlich in den Plan eingeweiht. Ich behielt meine Meinung ausnahmsweise für mich – wir sahen Sarah nur selten, und ich wollte die Zeit, in der sie bei uns war, nicht mit Streitereien verschwenden.
Angelica sah Sarah an. „Bitte schildere mir deine Version der Ereignisse, aber keine Vermutungen, sondern nur Fakten.“
Sarah schürzte die Lippen. „Natürlich. Ich hatte mich gerade umgezogen und wartete darauf, dass man mir meine Ohrringe gab, als das Licht ausging. Luisa stand direkt neben mir und wollte gerade die Diamantkette für das nächste Outfit holen. Ich hörte sie schreien und dann schlug mir jemand auf den Kopf. Ich bin umgefallen. Ich glaube, ich war einen Moment lang ohnmächtig. Als ich die Augen wieder öffnete, war das Licht wieder an, und einige andere schrien oder weinten. Lavender, einer der Visagisten, sah mich und versuchte sofort, mir zu helfen. Er war nicht verletzt. Genau in dem Moment kamen Will und Beren.“
„Danke, Sarah. Hast du ein Foto von ihr?“ Angelica zauberte ihre Teetasse und Untertasse weg.
„Ja.“ Sarah ging ihr Handy durch und rief ein Bild auf. Nachdem Angelica es sich angesehen hatte, reichte sie es an uns weiter.
Als Sarah ihr Telefon wieder in den Händen hielt, wandte sich Angelica an mich. „Lily, konntest du einen Ausbruch von Magie erkennen, als die Lichter ausgingen, oder danach?“
„Das ist eine schwierige Frage. Während der gesamten Show flog eine Menge Magie herum. Es waren mehrere Hexen dort und ich bezweifle, dass ich die Magie von irgendjemandem herausfinden könnte, weil ich nicht richtig aufgepasst habe.“ Doch dann fiel mir die Kinnlade herunter. „Richtig! Vielleicht ein oder zwei Minuten, nachdem die Lichter ausgegangen waren, gab es einen wirklich starken magischen Schlag. Ich erinnere mich daran, denn es war wirklich so, als hätte mir jemand auf den Hinterkopf geschlagen. Aber abgesehen von seiner Stärke weiß ich nicht, ob ich mich an viel mehr erinnern kann. Vielleicht war sie einfach nur … ich weiß nicht … effizient? Ich weiß nicht einmal, ob das Sinn ergibt, aber es war, als wäre die Hexe jemand, der die Dinge gerne gut macht und keine Zeit verschwendet.“ Angelica sah mich an, als würden meine Worte keinen Sinn ergeben, aber das war nicht wirklich etwas Neues. Wenigstens steckte ich nicht in Schwierigkeiten.
„Also, dann. Wir müssen uns das Überwachungsvideo des Abends ansehen.“
Beren richtete sich auf. „Es gab einen Hexenpolizisten. Ich habe mir seinen Namen geben lassen, nur für den Fall. Ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen. Das Überwachungsmaterial liegt der Polizei wahrscheinlich schon vor. Er kann uns eine Kopie besorgen.“
„Gute Arbeit.“ Angelicas Mund verzog sich zu einer geraden Linie. Nicht ganz ein Lächeln, aber glücklich genug. Der Rest ihres Gesichts hätte genauso gut mit Botox behandelt sein können, so viel verriet es. „Gut, ich denke, das ist alles, was wir im Moment haben. Lasst uns zur Zentrale reisen. Da ihr alle dabei wart, könnt ihr auch alle mitkommen. Ich kann es kaum erwarten, Chad wieder spät zur Arbeit zu rufen – er ist allergisch gegen Überstunden. Er wird ja so glücklich sein.“ Das war es also, was nötig war, um sie zum Lächeln zu bringen. Sie stand auf. „Keine Sorge, Team, wir bringen das sehr schnell hinter uns.“ Sie erschuf ihren Durchgang und verschwand. Wir folgten ihr.
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