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⭐⭐⭐⭐⭐ 610+ 5-star reviews

Eine Hexe verstummt in Westerham—Paranormale Untersuchungsbehörde 5 (E-book)

Eine Hexe verstummt in Westerham—Paranormale Untersuchungsbehörde 5 (E-book)

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⭐⭐⭐⭐⭐" Jedes Buch in der Cozy Mystery Serie von Dionne Lister übertrifft das vorherige. Klasse Storyline, tolle Charaktere und einfach nur witzig, Lacher garantiert..."-BEAJ77

Als Will Lily einlädt, seine Großmutter im Saint Catherine Laboure Pflegeheim für Hexen zu besuchen, erfährt sie, dass die Bewohner in alarmierendem Tempo sterben. Nun hat Wills Großmutter Angst, die Nächste zu sein – was die beiden als paranoides Geschwafel einer Demenzkranken abtun. Bis Wills Großmutter unerwartet und ohne ersichtlichen Grund stirbt …

Um den Mörder zu finden, meldet sich Angelica freiwillig als Undercover-Agentin, da sie eine der wenigen älteren Agenten in der PUB ist. Lilys Magie offenbart, dass ihre Mentorin in tödlicher Gefahr schwebt, die trotz ihrer Bedenken den Auftrag annimmt.

Kann Lily ihre Hexenkräfte einsetzen, um das Geheimnis zu lüften, bevor jemand, den sie liebt, zum nächsten Opfer wird?

⭐⭐⭐⭐⭐ "Wer schon Harry Potter gern gelesen hat,wird auch hier auf sein leseerlebnis kommen....die komplette Buchreihe ist sehr zu empfehlen."Kindle-Kunde

Main Tropes

  • Amateur sleuth
  • Witches
  • Quirky characters
  • English village setting

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Read a sample

Der unangenehme Geruch von Desinfektionsmittel tat sein Bestes, um den Gestank menschlicher Ausscheidungen zu übertünchen, der irgendwo im Gebäude lauerte. Irgendwo in der Nähe. Der Geruch bahnte sich seinen Weg durch den unzureichenden Schutz meiner Hand auf Nase und Mund. Ich musste mich daran erinnern, dass ich hier war, um Will zu helfen und den Weg wieder zurückzulaufen, den wir gekommen waren, war nicht das, was eine gute Hilfsperson tun würde. Es war nicht einmal das Verhalten einer passablen Hilfsperson, und ich könnte sicherlich zumindest passabel sein. Das ist die richtige Einstellung, Lily. Setz dir hohe Ziele.
Wills Faust schwebte vor der Tür in der Luft, bevor er sie zum dritten Mal wieder fallen ließ. Allmählich beunruhigte mich seine Unfähigkeit, anzuklopfen. Wortlos drückte ich seine Hand. Ich hatte mich noch nie der schrecklichen Situation stellen müssen, dass ein geliebter Mensch an Alzheimer erkrankt war, und hatte daher kein Recht, ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Wenn es einfach wäre, wären wir jetzt schon längst bei seiner Großmutter und stünden nicht seit fünf Minuten auf dem Flur des Pflegeheims Saint Catherine Laboure und atmeten seinen unglückseligen Geruch ein.
Ich nahm die Hand von Nase und Mund. „Soll ich erst mal reingehen und nachsehen, wie es ihr geht?“ Oh Mann, dieser Gestank. Ich wusste, dass ich mich wie ein Baby benahm, legte aber trotzdem die Hand wieder zurück, bevor ich würgen musste. Mit einer empfindlichen Nase hatte man es nicht einfach.
„Nein. Aber … es ist nur … ich habe keine Ahnung, in welcher Verfassung sie sein wird. Mal weiß sie noch, wer ich bin, dann denkt sie wieder, ich wäre ihr Ehemann.“ Er seufzte schwer. „Mein Großvater ist vor zwanzig Jahren gestorben.“
In den sechs Wochen, in denen wir nun zusammen waren, hatte ich viel über Will erfahren, und obwohl ich seine Eltern noch nicht kennengelernt hatte – er schob das so lange wie möglich hinaus –, bestand er darauf, dass ich seine Großmutter kennenlernte. Das war auch sinnvoll, denn wer wusste schon, wie lange sie noch leben würde. Immerhin war sie zweiundneunzig Jahre alt.
Diesmal behielt ich die Hand über Nase und Mund, wobei ich mir sicher war, dass er meine Gefühle in meinen Augen ablesen konnte. „Ich weiß, dass es wehtut, aber auch wenn sie dich nicht erkennt, machst du sie trotzdem glücklich. Wahrscheinlich freut sie sich über jeden Besuch, auch wenn sie nicht weiß, wer es ist. Du wirst es bereuen, wenn du nicht reingehst und sie glücklich machst.“
Will sah zu mir hinunter und schnaubte. „Du bist so doof.“
Ich riss die Augen in gespieltem Entsetzen auf. „Oh mein Gott, wer hat dir das verraten?“
Er lachte, was bedeutete, dass meine Arbeit hier getan war, denn ich hasste es, ihn traurig zu sehen. „Also, dann. Schaffen wir dich aus diesem Flur, bevor die Dämpfe die wenigen Gehirnzellen abtöten, die dir noch geblieben sind.“ Er klopfte an und öffnete die Tür, ohne auf ein „Herein“ zu warten.
Das Zimmer war klein, aber nicht winzig, und genau das, was man beim Betreten eines Pflegeheimzimmers erwartete: weiße Wände, ein Metallbett, ein Beistelltisch, der wie ein Mini-Aktenschrank aussah, und zwei Metallstühle mit beigem Vinyl über Sitz und Rückenlehne – nicht sonderlich wohnlich, aber wenn jemandem ein Missgeschick passierte, würden sie es überleben.
Seine Großmutter war eine schlanke, groß gewachsene Frau. Sie saß auf ihrem ordentlich gemachten Bett, die Beine vor sich ausgestreckt, und starrte auf den Fernseher, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Ihre Tagesdecke brach mit der Nüchternheit des Zimmers und setzte mit blauen und gelben Blumen und bunten Schmetterlingen einen Farbtupfer. Sie trug eine hellgraue Hose mit einer ausgeprägten Bügelfalte, eine fuchsiafarbene Bluse und einen eleganten Schal um den Hals, den weitere bunte Schmetterlinge zierten.
Kaum bemerkte sie ihren Enkel, blühte ihr Gesicht vor Freude auf. „Oh, Frank, du kommst mich besuchen!“
Wills Schultern fielen in sich zusammen, aber er verwandelte sein Stirnrunzeln schnell in ein straffes Lächeln, wobei seine Stirnfalten fest an ihrem Platz blieben. Heute hatte sie wohl keinen guten Tag. „Natürlich komme ich dich besuchen.“ Er trat neben ihr Bett, beugte sich hinunter und küsste sie auf die Wange.
Sie streichelte sanft sein Gesicht. „Ich bekomme nur selten Besuch und freue mich schon darauf, hier wieder rauszukommen. Wie schön, dass du kommen konntest.“ Sie drehte sich zu mir um. „Und wer ist das?“
„Das ist eine Freundin, Lily. Wir arbeiten zusammen. Lily, das ist Edith.“ Er konnte mich wahrscheinlich nicht als seine Freundin vorstellen, weil Frank, wer auch immer er war, wahrscheinlich verheiratet war. Wir wollten sie schließlich nicht aufregen.
„Hallo. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln. Ihre Haut war faltig, ihr Haar weiß, aber ihre Augen waren genauso blau wie Wills, wenn auch ein bisschen matter.
Sie erwiderte mein Lächeln. „Bitte, setzt euch doch.“ Abgesehen davon, dass sie Will nicht erkannte und dachte, sie würde bald von hier weggehen, schien es ihr gut zu gehen. Ihr Akzent war angemessen britisch und vornehm, ihre Sprache klar. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
Will setzte sich auf den Stuhl, der dem Kopfende ihres Bettes am nächsten stand, und ich nahm auf dem Stuhl neben ihm Platz. Edith nestelte an ihrem Schal herum. „Also, Lily, was genau machen Sie in der Firma? Sind Sie Franks neue Sekretärin?“
„Ähm, … ja. Das bin ich. Es macht Spaß, für ihn zu arbeiten, wenn er nicht gerade mürrisch ist.“ Ich zwinkerte ihr zu. Sie lachte und Will warf mir einen „Das wirst du später noch bereuen“-Blick zu. Ich fragte mich, ob Frank sein Großvater, ein Cousin oder ein Onkel war.
Sie wandte sich an ihren Enkel. „Wie geht es Elspeth und den Jungs?“
„Es geht ihnen gut, danke. Aber was ist mit dir? Wie geht es dir?“
„Abgesehen von dem schrecklichen Essen und dem Verbot, Magie zu benutzen, geht es mir gut, ja. Ich weiß nicht, warum sie uns nicht erlauben, unsere Zauberkraft zu verwenden. Und warum kann ich nicht nach Hause gehen? Sie haben meine Lungenentzündung geheilt, kaum das ich hier war.“
„Sie befürchten, dass sie wiederkommen könnte. Das Wetter ist schrecklich und im Moment sind viele Leute krank.“ Er vermied es, auf ihre Frage nach dem Magieverbot zu antworten. Ich konnte mir gut vorstellen, welche Katastrophen ein Haufen verrückter Hexen heraufbeschwören könnte. Es war zwar traurig, dass sie nicht einmal wusste, warum sie hier war, aber vielleicht war das eine gute Sache. Unwissenheit konnte ein Segen sein.
„Wie geht es Elspeth und den Jungs?“, fragte sie freundlich.
Will und ich sahen uns kurz an und ich schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. Ich wünschte, ich könnte ihn umarmen, weil er das dringend brauchte, aber ich wollte sie nicht verärgern. Obwohl sie wahrscheinlich in dem Moment, in dem wir das Zimmer verließen, bereits vergessen hätte, dass ‚Frank‘ eine Affäre mit seiner Sekretärin hatte.
Will zwang sich zu einem weiteren Lächeln. „Es geht ihnen gut, danke. Wie war deine Kunststunde gestern?“
Sie starrte ihn ausdruckslos an. Alzheimer war eine brutale Krankheit und mir taten Will und seine Großmutter unendlich leid. Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. „Sie haben sie vermutlich abgesagt.“
Edith starrte einen Moment lang ins Leere. „Ja, richtig. Sie mussten sie absagen, weil Queen Elizabeth zu Besuch kam.“
Um Will eine Pause zu gönnen, sagte ich: „Das muss aufregend gewesen sein. Haben Sie sie persönlich gesehen?“ Warum sollten wir nicht ihre Fantasie spielen lassen, wenn sie das glücklich machte? Die Wahrheit spielte schließlich keine Rolle mehr.
Sie lächelte wieder. „Oh, ja. Aber nur ganz kurz. Sie hat mir eine Tafel Schokolade gegeben. Offenbar hat sie allen eine gegeben, weil wir alle so gute Patienten sind. Sie sagte auch, dass die Hexen eines Tages ihre Anwesenheit verkünden dürften und wir uns nicht mehr verstecken müssten. Wäre das nicht wunderbar?“
„Das wäre unglaublich“, meinte ich zustimmend.
Doch dann verschwand ihr Lächeln. „Nachdem die Queen gegangen war, kam Arnold in mein Zimmer, um Karten zu spielen, aber bevor wir das Spiel beginnen konnten, brach er zusammen. Sie kamen und haben ihn mitgenommen und wollen mir nicht sagen, was mit ihm passiert ist.“
Will drehte sich zu mir um. „Arnold ist einer von Ediths besten Freunden hier. Sie spielen oft zusammen Karten.“ Dann wandte er sich wieder an Edith. „Ich werde herausfinden, was passiert ist und dir Bescheid geben. Okay?“
„Vielen Dank, Frank.“ Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. „Macht es euch etwas aus, später wiederzukommen? Ich bin müde.“
„Natürlich.“ Er stand auf und küsste sie auf die Stirn. „Ich komme bald wieder. Ruh dich etwas aus.“ Er blinzelte, sein Blick war ganz sanft und seine Augen glitzerten feucht.
Sie lächelte mich müde an. „Es war schön, Sie kennenzulernen. Arbeiten Sie eigentlich mit Frank zusammen?“
Ich lächelte wieder, aber mir war ein wenig schwerer ums Herz als beim Eintreten. Hätten James und ich das auch eines Tages durchmachen müssen, wenn unsere Eltern noch da wären? Mehr Jahre mit ihnen wären diesen Schmerz auf jeden Fall wert, aber das würde ich Will nicht sagen. Er hatte allen Grund, verzweifelt zu sein, was wiederum für mich nur schwer zu ertragen war. „Ja. Ich habe mich auch gefreut, Sie kennenzulernen, Edith. Schlafen Sie gut.“
Will legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich hinaus. Als wir im Flur waren, ließ er die Tür ins Schloss fallen und lief den Korridor entlang. Doch als nur meine Schritte auf dem Boden widerhallten, blieb ich stehen und drehte mich um. Will stand vor ihrer Tür und starrte auf den Boden. Sollte ich hingehen und ihn trösten oder brauchte er einen Moment für sich? Nachdem wir beschlossen hatten, es miteinander zu versuchen, hatten wir uns nur wenige Male verabreden können, weil es nach dem Piranha-Desaster in der PUB sehr viel zu tun gab. Ich kannte ihn nicht annähernd so gut, wie ich wollte.
Er sah auf und versuchte, mit zusammengekniffenem Mund zu lächeln. Ich legte den Kopf schief. „Wollen wir gehen?“
„Ja, aber lass mich kurz herausfinden, was mit Ediths Freund passiert ist.“ Er kam auf mich zu und ich begleitete ihn zum Aufzug. Will tippte den sechsstelligen Code in das Tastenfeld ein. Das Pflegeheim war fast so schwer zu betreten und zu verlassen wie ein Gefängnis.
Ich seufzte.
„Was ist los?“ Will war so ein süßer Kerl. Obwohl er selbst genug Sorgen hatte, hatte er immer noch eine feine Antenne für mich.
„Nichts Großes. Es ist einfach traurig, dass das ganze Leben dieser Menschen – alles, was sie getan haben, und alle Beziehungen, die sie hatten – ausgelöscht und auf ein Nichts reduziert wird, als ob es nie passiert wäre. Sie verlieren ihre Freiheit und ihre eigene Identität. Es ist, als würden sie sterben, bevor sie tot sind.“ Ich runzelte die Stirn. „Demenz ist furchtbar. Und es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst.“ Ich starrte ihn an. „Ich wünschte, ich könnte dir deinen Schmerz nehmen und deine Großmutter wieder gesund machen.“
Der Aufzug klingelte und seine Tür glitt auf. Wir traten ein.
„Glaub mir. Beren hat es versucht. Aber diese Krankheit ist nicht heilbar. Magie funktioniert bei ihr nicht.“
Die Tür schloss sich wieder und der Aufzug fuhr eine Etage tiefer ins Erdgeschoss.
„Warum nicht?“
„Wir haben eine Theorie, aber sie ist zu kompliziert, um sie in zwei Minuten zu erklären. Wenn du willst, können wir ein anderes Mal darüber reden.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Gerne.“
Er trat aus dem Aufzug und ich folgte ihm den Korridor hinunter zu einer grünen Tür, neben der ‚Manager‘ auf einem goldenen Metallschild stand. Er klopfte.
„Herein“, rief eine Männerstimme.
Will öffnete die Tür und bedeutete mir, zuerst einzutreten – er war ja so ein Gentleman. Ich betrat einen zweckmäßig eingerichteten Raum, der nicht gerade nach ‚Manager‘ schrie. Grauer Vinylboden, cremefarbene Wände, ein brauner Schreibtisch mit drei quadratisch wirkenden lila Stoffsesseln. Auf seinem Schreibtisch stand ein lila Stifthalter zwischen einer lila Heftmaschine und einem lila Kaffeebecher. Der lilafarbene Gegenstand, der meine Aufmerksamkeit am meisten erregte, war jedoch der Dino the Dinosaur in der Größe einer Dogge rechts vom Tisch. Die Zeichentrickfigur starrte mich über den Schreibtisch hinweg an.
Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, aber ich brachte mein Gesicht schnell wieder unter Kontrolle. Schließlich hinterließ man keinen guten Eindruck, wenn man jemanden beim ersten Treffen dumm anstarrte. Doch ich schaffte es, den kleinen, schlanken Mann anzulächeln, der neben seinem Dinosaurier saß. Er stand auf, sein gewelltes, grau meliertes Haar war zerzaust und stand in starkem Kontrast zu seinem faltenfreien weißen Hemd und der pfauenblauen Krawatte.
Er nahm seine Brille ab und ließ sie an einer lila Kette um seinen Hals baumeln. Da hatte jemand eindeutig eine Lieblingsfarbe. Wenn wir ihn dazu bringen könnten, die Hose auszuziehen, käme bestimmt eine lila Unterhose zum Vorschein. Ich versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, und landete bei einem halben Schnauben.
„Kann ich Ihnen helfen?“ In seinem Tonfall schwang die Begeisterung eines sporthassenden Introvertierten mit, der gezwungen wurde, an der Siegesfeier des örtlichen Kricketteams teilzunehmen. Und auf dieser Party würden nur betrunkene Kricket-Fanatiker anwesend sein – abgesehen von dem sporthassenden Introvertierten, der nicht trank.
Will stand neben mir. Wir waren zu weit vom Tisch entfernt, als dass er die Hand des Managers hätte schütteln können, also legte er eine Hand auf meinen Rücken. Ich würde mich deswegen sicherlich nicht beschweren. „Ich bin William Blakesley, Ediths Enkel. Das ist meine Freundin Lily.“
Ich lächelte, der Manager hob die Augenbrauen. Mein Lächeln verschwand und ich zog die Stirn in Falten. Was war bloß sein Problem? Himmelherrgott noch mal.
Will richtete sich noch etwas weiter auf. „Meine Großmutter erwähnte, dass sich einer ihrer Freunde gestern nicht gut fühlte, und ich versprach ihr, herauszufinden, ob es ihm wieder gut geht.“
„Und wer ist dieser Freund? Ich hoffe, kein imaginärer.“ Endlich lächelte er – nun ja, eigentlich war es eher ein selbstgefälliges Grinsen. Was für ein I…
„Nein, er ist real. Arnold.“
„Ah, ja, Arnold. Er ist letzte Nacht gestorben. Das kommt vor, schließlich sind sie hier alle sehr alt. Falls das alles war. Ich habe noch einen Berg von Arbeit zu erledigen.“
Außer den lila Utensilien befanden sich auf seinem Schreibtisch ein Computer und zwei Blätter Papier. Es sah also nicht so aus, als gäbe es hier einen Berg von irgendetwas – abgesehen von seiner lausigen Einstellung und der Farbe Lila.
Will war gnädiger, als ich es an seiner Stelle gewesen wäre, und sagte: „Vielen Dank für Ihre Zeit.“ Dann drehte er sich um und ging zur Tür, öffnete sie für mich und folgte mir, bevor er sie fest ins Schloss zog.
„Wow, was für ein furchtbarer kleiner Mann.“
„Ich weiß. Ich hätte dich vorwarnen müssen. Er hat diese Stelle vor einem Jahr übernommen. Ihm geht es nur um Effizienz und Kostensenkung. Gran scheint immer noch alles zu bekommen, was sie braucht, und ist nach wie vor glücklich, also haben wir sie hier gelassen. Außerdem gibt es nicht viele Pflegeheime für Hexen. Neben diesem hier nur noch eines in London mit einer langen Warteliste und eines in Brighton, das ebenfalls sehr beliebt ist. Das sind die einzigen hier in der Nähe.“ Wir erreichten die Eingangstür und Will gab einen weiteren Code ein. Die Tür schwang auf und wir gingen zu seinem Auto.
„Aber warum ist das wichtig? Du kannst doch einfach dorthin reisen.“
„Man muss in ein Pflegeheim ‚in der Region‘ ziehen. Wir hatten diese drei zur Auswahl und sie hat sich für das entschieden, in dem als Erstes ein Platz frei wurde.“ Er öffnete mir die Tür des Range Rover und ich stieg ein.
„Aber was ist, wenn sie alle voll sind? Was macht man dann?“
Er stieg ein, schloss die Tür und startete den Wagen. „Man macht das Beste daraus, bis man einen Platz bekommt. So schlimm ist das gar nicht. Man kann sie zu Hause mithilfe von Magie pflegen und mit verschiedenen Schutzzaubern in Schach halten.“
„Trotzdem ist dies keine ideale Situation.“
Er fuhr vom Parkplatz. „Nein, und diese Zaubersprüche brauchen viel Energie. Das Pflegeheim beschäftigt dafür acht Hexen. Man braucht immer zwei von ihnen, um den Zauber aufrechtzuerhalten, und sie arbeiten in Zehn-Stunden-Schichten.“
„Wann wirst du Edith sagen, dass ihr Freund tot ist?“
„Wenn ich sie das nächste Mal besuche, aber vielleicht weiß sie es dann schon“, meinte er seufzend.
In dem Moment klingelte mein Handy und ich zog es aus der Tasche. Angelicas Name leuchtete auf dem Bildschirm auf. „Hallo. Was gibt‘s?“
Sie rief nie nur an, um Hallo zu sagen. Und jetzt, wo sie nach Drakes Tod die PUB leitete, ging es bei ihr nur noch um die Arbeit. Nicht, dass es vorher anders gewesen wäre, aber wenn sie früher wenigstens zehn Minuten am Tag Zeit gehabt hatte, um über andere Dinge zu reden, hatte sie nun gar keine mehr.
„Ein Treffen bei James heute Abend, Punkt sieben Uhr. Bitte sag Will Bescheid und bring Olivia mit.“
„Wird gemacht. Ist das alles?“
„Ja, Liebes. Wir sehen uns dann. Bye.“
William schaute kurz in meine Richtung, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Irgendetwas Aufregendes?“
„Ein Treffen bei meinem Bruder heute Abend wegen meiner Eltern. Du sollst auch kommen. Es beginnt um Punkt sieben.“
Er grinste. „Ich werde pünktlich sein. Wie kommst du damit zurecht? Sorry, dass ich kaum da bin, um zu helfen.“
„Das ist schon in Ordnung. Du hast genug um die Ohren. Mrs Hexengesicht hat schließlich ein Chaos im Hauptquartier hinterlassen.“
Dana hatte in der PUB Änderungen vorgenommen, die nun wieder rückgängig gemacht werden mussten. Und das Verbrechen, an dem sie beteiligt gewesen war – die Verwandlung von Menschen in gewalttätige Verrückte mithilfe von kontaminiertem Tee – kostete immer noch Zeit und Ressourcen. Jeder Übergriff musste dokumentiert und Zeugen befragt werden, damit sie in Gabriels Gerichtsverhandlung die vollständige Liste der Straftaten vorlegen konnten. Gegen Agent Lam lag ein Haftbefehl vor, aber sie war untergetaucht und wurde wahrscheinlich von der gleichen Gruppe versteckt, die mich entführen wollte, als ich nach Großbritannien kam – dieselbe Gruppe, die unserer Ansicht nach für das Verschwinden meiner Eltern verantwortlich war.
Meine beste Freundin Olivia unterstützte die PUB bei der Aufarbeitung und es war ihr erster Auftrag, seitdem sie ihre neue Stelle angetreten hatte. Sie fungierte als Vermittlerin zwischen der Nichthexenpolizei und der PUB. Und nun würde sie uns helfen, diese supergeheime Hexengruppe zu finden. Das hoffte ich zumindest.
„Heute Abend ist unser erstes Treffen.“ Ich knabberte an einem Fingernagel und starrte aus dem Fenster. Das war eine schlechte Angewohnheit –das Fingernägelkauen, meine ich. Obwohl … in der Schule hatte ich oft Ärger bekommen, weil ich träumend aus dem Fenster gestarrt hatte. Wenn ich nervös war, kaute ich immer an den Nägeln. Aber wenn das meine schlechteste Angewohnheit sein sollte, könnte ich damit leben.
„Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.“
Ich drehte mich lächelnd zu ihm um. „Danke.“
Er erwiderte mein Lächeln und die Schmetterlinge in meinem Bauch vollführten einen Salto. Hoffentlich würde ich dieses Gefühl bei ihm nie verlieren. Alle sagten, dass die ‚Flitterwochen‘ nach ein oder zwei Jahren vorbei wären, und wenn ich mir Liebesfilme anschaute, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nach fünf Jahren bestimmt nicht mehr so verdammt glücklich sein würden, aber wer wusste das schon? Vielleicht gab es für manche Menschen ein Happy End.
Will setzte mich zu Hause ab und gab mir einen züchtigen Kuss auf die Wange, bevor ich ausstieg. Wir hatten uns noch nie richtig geküsst, was lächerlich schien – wir waren beide erwachsen und keine Jungfrauen mehr, welch Überraschung. Aber wir hatten uns bisher nur zum Joggen oder auf einen Kaffee in einem Café getroffen – nichts Romantisches also.
Ich hatte ihn nicht gefragt, warum er sich zurückhielt, aber abgesehen davon, dass wir uns darauf geeinigt hatten, die Dinge langsam anzugehen, ging es ihm vermutlich wie mir: Ich wollte, dass unser erster Kuss etwas Besonderes war, etwas, an das man sich aus den richtigen Gründen erinnerte.
Als ich mit einem Kribbeln auf der Wange ausstieg, hasste ich mich dafür, eine verkappte Romantikerin zu sein. Wenn unser erster Kuss nicht bald stattfinden würde, würde ich die Romantik in den Wind schießen. Ein verschwitzter Kuss nach dem Joggen konnte doch nicht so schlimm sein … oder doch? Und, hey, es wäre erinnerungswürdig, weil es absolut unromantisch wäre.
Kaum hatte ich die Haustür hinter mir geschlossen, klingelte mein Telefon. Wow, Angelica rief mich zum zweiten Mal an einem Tag an. Vielleicht wollte sie das heutige Treffen absagen? „Hallo, lange nichts mehr von dir gehört“, meinte ich grinsend.
„Ja, Liebes. Zehn Minuten sind eine lange Zeit, besonders in Hundejahren.“ In ihren trockenen Tonfall mischte sich die Spur eines Lächelns.
Oh mein Gott, sie hatte einen Witz gemacht, und der war nicht einmal blutrünstig gewesen.
Ich lachte. „Also, was gibt es Neues?“
„Ich möchte, dass du herkommst und professionelle Fotos von James und mir machst. Die höheren Mächte bestehen darauf. James hatte seine vorherige Stelle drei Jahre lang inne, ich meine zehn Jahre. Sie wollen aktuelle Fotos, die zu unseren neuen Positionen passen, für unsere Akten und die Porträts, dort, wo sie arbeiten.“
„Wo die ‚höheren Mächte‘ arbeiten?“
„Ja, Liebes. Sie operieren von einem supergeheimen Ort aus, den nicht einmal ich kenne.“
Okay, das war seltsam. Aber andererseits, was wusste ich schon? Ich stand so weit unten in der Nahrungskette in der Hexenwelt – oder eigentlich in jeder Welt –, dass ich das Kommen und Gehen derjenigen, die die Dinge leiteten, gar nicht mitbekam. Und ich war mir sicher, dass sie das genau so haben wollten. „Natürlich. Das kriege ich hin. Wann soll ich vorbeikommen?“
„Wäre jetzt zu kurzfristig?“
„Ähm, nein, das ist schon in Ordnung. Ich muss nur noch meine Ausrüstung holen, dann bin ich sofort da. Sollen es Innen- oder Außenaufnahmen sein?“
„Innenaufnahmen.“
„Okay, bis gleich.“
Ich eilte die Treppe hinauf und schnappte mir meinen Rucksack und meine Kameraausrüstung, von dem alles in die Tasche passte, abgesehen vom Stativ. Ich musste grinsen, als ich mich an den Tag erinnerte, an dem Will auf Olivias Verlobungsfeier so tun musste, als wäre er mein Assistent. Ich hatte ihn jede Menge unnötige Ausrüstung tragen lassen, nur um ihn leiden zu sehen. Ach, das waren noch Zeiten gewesen.
Ich machte mich mit klopfendem Herzen auf den Weg zum Empfangsraum der PUB. Seit dem Dana-Piranha-Desaster war ich erst zweimal wieder dort gewesen und es wurde nicht einfacher. Die schlechten Erinnerungen an diesen Ort häuften sich wirklich. Ich musste nicht einmal klingeln, damit mir die Tür geöffnet wurde – James wartete zum Glück bereits auf mich. Er wusste, dass mir dieses Gebäude immer noch unheimlich war. „Hey, Schwesterherz.“
„Hey, das ist ja mal ein Service. Konntest es wohl nicht erwarten, mich zu sehen, was?“, meinte ich grinsend.
Er lächelte. „Ja, klar. Ich bin gerade eingetroffen, als Angelica mir eine Nachricht wegen des Fotoshootings schickte. Also habe ich auf dich gewartet. Lass mich das nehmen.“ Er griff nach dem Stativ.
„Danke.“ Was Brüder anbelangte, so war er definitiv ein gutes Exemplar, was mich wiederum zu einem glücklichen Mädchen machte. Während wir weitergingen, atmete ich ein paar Mal tief durch, um mich zu sammeln.
Wir fuhren mit dem Aufzug eine Etage höher und als wir ausstiegen, bog James nach rechts ab. Am Ende des Korridors bog er erneut nach rechts ab, sodass wir weiter Richtung Norden gingen, soweit ich das beurteilen konnte. Da es keine Fenster gab, verwirrten mich diese Gänge immer. Diesen hier war ich noch nie entlanggegangen. Nach drei Minuten erreichten wir eine Sackgasse, von der vier weiße Türen abgingen – zwei auf jeder Seite. Er klopfte an die erste Tür auf der linken Seite. Sie wurde langsam grün, wobei die Farbe wie bei einem Chamäleon das Weiß durchdrang, bis schließlich kein Weiß mehr übrig war.
Wow.
James öffnete die Tür und trat ein. Ich folgte ihm und schloss sie hinter mir. Der große Raum war in einen Eingangsbereich und ein dahinter liegendes Büro unterteilt. In beiden Räumen lag der gleiche dunkelgraue Teppichboden und die Wände waren in einem hellen Lavendelblau gestrichen. Im Eingangsbereich standen sich zwei dreisitzige Chesterfields gegenüber und auf einem Beistelltisch neben einem der Sofas stand eine glänzend grüne Zimmerpflanze.
Ich fragte mich, ob sie echt oder aus Plastik war. Ich konnte nicht widerstehen, ging hinüber und berührte ein Blatt. Verdammt, sie war eine Fälschung. Ich wusste nicht, warum das so enttäuschend war, aber es war so.
„Lily, wenn du mit dem Streicheln der Topfpflanze fertig bist, können wir anfangen.“ Angelica stand hinter ihrem großen Mahagonischreibtisch und grinste mich an. Zwei große Fenster an ihrer Rückseite gaben den Blick auf den parkähnlichen Garten frei. An der leeren Wand zu ihrer Linken war ein großes Quadrat mit dunklerer Farbe.
„Ist das die Stelle, an der Drakes Porträt hing?“, fragte ich.
„Ja. Und genau dort wird meines hängen, falls es jemals aufgenommen wird.“
Sie klang ziemlich genervt, aber sie bezahlten mich, also musste ich das wohl einfach hinnehmen.
„Ha ha. Willst du etwas Formelles oder eher etwas Legeres?“
„Etwas Formelles. Am besten hinter meinem Schreibtisch.“ Sie nahm in ihrem schwarzen, hochlehnigen Plüschsessel Platz und fuhr sich mit der Hand über ihren makellosen Dutt.
„Okay, gut. Ich muss nur noch ein paar Vorbereitungen treffen.“
James klappte das Stativ auf, während ich meine Nikon aus der Tasche fischte und das 35-mm-Objektiv aufsetzte. Die Fenster im Hintergrund sorgten für gutes Gegenlicht, aber wir brauchten etwas natürliches Licht für ihr Gesicht. Ich schaltete die Leuchtstoffröhren im Büro aus – hässliche Dinger – und brachte James dazu, den silbernen Reflektor ganz knapp aus dem Bildausschnitt zu halten.
Ich befestigte die Kamera auf dem Stativ und machte mich an die Arbeit. Ich war bereits bei der zweiten Aufnahme, als ich bemerkte, dass ich vergessen hatte, meinen Zauber auszuschalten. Ich hatte das furchtbare ‚Talent‘, durch eine Kamera sehen zu können, ob Menschen sterben würden. Es spielte dabei keine Rolle, ob es meine Nikon oder meine Handykamera war. Wenn jemand bald sterben würde, erschien er blass, fast durchsichtig, wenn ich ihn durch den Sucher ansah. Gott sei Dank war Angelica so farbenfroh wie der Tisch, auf dem sie die Hände verschränkte. Ich seufzte erleichtert auf und knipste weiter.
Als ich Angelicas Foto aufgenommen hatte, gingen James und ich in sein Büro und wiederholten dort das Ganze. Als wir fertig waren, schaute ich auf mein Telefon. Die ganze Sache hatte nur vierzig Minuten gedauert und es war gerade halb eins. Mittagspause! Eine meiner liebsten Tageszeiten.
Ich packte meine Ausrüstung ein, schnappte mir das Stativ und warf mir die Tasche über die Schulter. „Bis heute Abend.“
„Bye, Lily.“ James winkte mir zu, als ich durch die Tür trat und mir bereits das Wasser im Mund zusammenlief. Auf dem übrig gebliebenen Shepherd‘s Pie im Kühlschrank stand mein Name. So wie sich mein Leben an meinem vierundzwanzigsten Geburtstag verändert hatte, konnte das Mittagessen der Höhepunkt meines Tages sein, also wollte ich es auf jeden Fall genießen.
Ich musste jeden glücklichen Moment als das Geschenk schätzen, das er war, denn die beängstigenden oder traurigen Momente hatten in letzter Zeit die guten überwogen.
Ich verdrängte diese Gedanken und genoss mein Mittagessen. Und es war gut, dass ich das getan habe.

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